Jelles Erfahrung einer Lebensstiländerung aufgrund von MS
Seinem Neurologen zufolge sitzen mittlerweile alle Patienten, die sich 2016 bei ihm gemeldet haben, im Rollstuhl. Jelle Hendrickx war damals auch fast so weit, hat sich dann aber für eine Änderung seines Lebensstils entschieden und damit sein Leben zurückgewonnen. Letztes Jahr konnte ihr in Absprache mit seinem Neurologen sogar die Medikamente absetzen!
Vertrauen in die Zukunft:
Caroline hat bereits schon einmal über meine Situation geschrieben. Sie thematisierte meine Entscheidung zwischen der Einnahme von Medikamenten versus die Wahl einer Lebensstiländerung. Ich habe mich ganz bewusst für die Alternative entschieden: die Änderung meines
Lebensstils. Damit bin ich sehr zufrieden, denn die Luft strömt wieder in meine Lungen, ich fühle mich sowohl gut als auch stärker und merke, dass alles noch so viel besser werden kann. Was einst als Ratschlag des Neurologen begann, ist zu einer Sichtweise oder besser gesagt, zu einer Lebensweise geworden.
Vor 10 Jahren saß ich fast im Rollstuhl!
Der Unterricht von Caroline und ihrer ehemaligen Schülerin Eva hat es mir ermöglicht, wieder zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Ich muss mir keinen Rollstuhl aussuchen und habe keine Angst mehr vor Arztbesuchen. Stattdessen plane ich mein Leben wieder wie früher und zusätzlich mit all den neuen Elementen, die ich kennengelernt habe.
Vor 10 Jahren befand ich mich in einer sehr traurigen Situation. Ich war ausgemergelt, hatte keine Kraft, saß niedergeschlagen in einem Krankenhaus und wartete auf die "Weißkittel", die sich dann um „mein Wohl“ kümmern sollten. Die Abhängigkeit wurde durch das Unbekannte genährt - ich war in diesem Sinne völlig auf mich allein gestellt.
Lebensstiländerung als alternative MS-Behandlung?
Dass es eine Alternative zu dieser Behandlung gäbe, wurde nicht erwähnt. Dieses Gefühl, untätig abzuwarten, was die Zukunft für mich bereithalten würde, war keine Option für mich. Weder damals noch irgendwann. Ich traf die Entscheidung für gute und nützliche Ratschläge von außen offen zu sein, sodass ich selbst die Kontrolle übernehmen und behalten würde. Ich wollte selbst entscheiden, was "genug" für mich ist und wo die "Grenze" liegt.
Seltsamerweise kam ich bei all dem Grübeln immer wieder zu dem Schluss, dass intensives Muskeltraining die einzig wahre Lösung ist. Ein Körper, der stark und flexibel ist? So krank kann er doch gar nicht sein, oder? Dies ist der Anfang des Glaubens, den du haben musst, um voranzukommen. Der Glaube an die Alternative. Ich traf mit mir selbst verbindliche Vereinbarungen für mein wöchentliches Trainingsprogramm. Caroline und Eva waren und sind ein wesentlicher Bestandteil davon.
Von der Disziplin zur Gewohnheit:
Natürlich erfordert es eine gewisse Disziplin. Aber es fällt immer leichter, da Sport sogar im positiven Sinne süchtig macht (Endorphine). Außerdem nehmen die Muskelkraft und die Beweglichkeit zu. Ohne eine konkrete medizinische Indikation zu haben, unterteilte ich mein Trainingsprogramm in 3 Teile: Kraft, Fitness und Flexibilität. Sonntags ist mein Krafttag, eine sehr umfassende Fitnessrunde; montags übe ich Do-in Yoga mit Eva und dienstags findet mein Cardio-Training statt – 1 Stunde Laufen auf der Curve (spezielles Laufband). Mittwochs morgens praktiziere ich 'Movement Flow' und abends steht wieder Fitness an. Donnerstags übe ich Do-in Yoga mit Caroline und freitags ist mein Ruhetag, um samstags wieder auf dem Laufband zu schwitzen. Dann beginnt die Woche von vorne. Das wirkt natürlich sehr umfangreich, aber ist es nicht so dramatisch, wie es sich anhört. Es ist lediglich eine Frage der Planung.
Jenseits einer Schwelle:
Früher war Yoga für mich völlig uninteressiert, bis mein Neurologe begann davon zu sprechen. Ich musste mich sehr überwinden, als ich mich damals für meinen ersten Yogakurs anmeldete. Hinzu kam, dass ich viel zu wenig Kraft hatte, um richtig am Unterricht teilzunehmen. Nur unter großen Schmerzen und Mühen habe ich damals im Jahr 2016 angefangen.
Der Unterricht war für mich relativ langweilig und jede Woche war eine Wiederholung der vorherigen Woche. Rückblickend war das jedoch gar nicht so schlecht, um wenigstens einige der Übungen mehr oder weniger zu beherrschen. Denn das stärkte natürlich mein Selbstvertrauen. Eines Tages übernahm Eva den Unterricht. Ihr Unterrichtsniveau war nicht mit dem zu vergleichen, was ich gewohnt war. Es öffnete mir die Augen: Egal wie krank ich war, ich konnte es immer noch besser machen.
In statt von untätig warten, die Führung übernehmen:
Das brachte mich auf zwei Ideen. Erstens die Anzahl der Yogakurse deutlich zu erhöhen und zweitens die anderen Sportelemente (Cardio und Fitness) in mein Programm zu integrieren. Ich war sehr überrascht, welche Ergebnisse sich damit erzielen ließen. Selbst mein Neurologe nannte es bei meinem letzten Besuch eine "erstaunliche Entwicklung" und konnte keine Behinderung mehr diagnostizieren. Ich konnte sogar die Medikamente absetzen. Das ist jetzt fast ein Jahr her!
Caroline führt die Erweiterung des Yogaprogramms auf eine besondere Weise durch. Sie stellt konkrete Fragen, anstatt blind Vermutungen anzustellen. Das gefällt mir immer besser. Noch wichtiger ist es allerdings, den Glauben an die Alternative festzuhalten, auch wenn es manchmal schwerfällt.
Wiedergewonnene Kräfte behalten:
Plötzlich führt man ein komplett anderes Leben. Die Verantwortung, die die verschiedenen (Sport-)Programme übernehmen, ist für mich entsprechend groß. Und die positiven Auswirkungen dieser alternativen Lebensführung stehen in keinem Verhältnis zu dem, was mir die Medikamente bisher gebracht haben.
Anzumerken ist, dass die Kraft langsam und in kleinen Schritten zurückkommt, sie jedoch doppelt so schnell wieder schwinden kann, sobald ein Hindernis auftaucht. Das musste ich gleich zweimal während der Lockdowns erleben. Für mich ist es jedoch nur ein weiterer Beweis dafür, dass diese Alternative eben auf ihre Art und Weise funktioniert. Am Ball bleiben ist das Wichtigste!
Jelle Hendrickx
Mit diesem Artikel möchte Jelle seine Geschichte und sein Erstaunen über Entscheidungen im Gesundheitswesen teilen. Ich bin stolz darauf, sie zu teilen und sein Erstaunen zu teilen. Deshalb hat Jelles Geschichte auch einen Platz auf meinem Profil bekommen. Wir sind neugierig auf deine Reaktionen. Du kannst Jelles Geschichte gerne teilen.